S t a t i o n s o f t h e C r o s s
Wege der Entscheidung
Das Kreuz als Grundform des Konstruktivismus
Es handelt sich hier um eine Reihe von plastischen Wandobjekten aus Holz und Blei, welche eine der Grundformen des Konstruktivismus, das Kreuz, als wechselseitige Durchdringung von Horizontaler und Vertikaler, thematisieren.
Das Kreuz galt im Konstruktivismus als Symbol des Universalismus, als Dialog der Absolutismen, Leben und Tod, Mensch und Welt (nach Mondrian steht die Horizontale für die Welt, die Vertikale für den Menschen).
Thema Kreuzwege
Zwei Bedeutungen:
Vor dem christlichen Hintergrund bezeichnet der Kreuzweg als Via dolorosa den Leidensweg Jesu auf dem Weg zur Kreuzigung.
Allgemein menschlich wird der Begriff aber auch auf eine schmerzliche oder kritische Episode menschlicher Existenz übertragen, die eine grundlegende existentielle Entscheidung erfordert (ethisch-moralisch, politisch, wirtschaftlich, biografisch). Es geht um Situationen, in denen Pläne möglicherweise durchkreuzt, Verhältnisse zerstört werden und Veränderung und Umorientierung verlangt wird.
Ästhetisches Erleben von Existentiellem
- Die Suggestibilität der Kreuzesform -
Was mich fasziniert: In der scheinbar so einfachen Figuration des Kreuzes liegt etwas beinah Spirituelles, das Form und Materialität des Werks übersteigt.
Verstärken und erweitern möchte ich diesen Aspekt durch Hinzufügungen aus dem Alltagsleben, z. B. Schriftstücke, Textilfragmente und andere Zeugnisse menschlicher Existenz. In Verbindung mit der Antinomie der Materialien – dem biegsamen Blei und dem starren Holz – erzeugen sie ein Spannungsfeld, welches ein Gefühl einer persönlichen existentiellen Situation vermittelt.
Beate Rothensee, 2021